Seit vielen Jahren sehe ich die Rolle des Designs und meine Tätigkeit als Designer und Lehrender kritisch hinsichtlich der seit langem bekannten und auf uns zukommenden ökologischen Herausforderungen. Eine immense Menge von Designleistungen, wie sie in der Produktentwicklung, in der Marken- und Unternehmenskommunikation praktiziert werden, sind (milde gesagt) stark anpassungsbedürftig. Es gibt zu viel überflüssiges, irreführendes und schlechtes Design für unnütze Einwegprodukte.
Das hängt auch mit der Funktion des Designs als letzter Instanz zum „sexy machen“ zusammen, in die unsere Branche vor langer Zeit hineinmanövriert wurde, und mit der fehlenden Einbindung des Designs in authentische, wahrhaftige, individuell und sozial sinnvolle Produkt- und Dienstleistungsentwicklungen. Es hängt auch damit zusammen, dass die Branche als Auftragnehmer, als Dienstleister wahrgenommen und behandelt wird, nicht als integrale und gleichberechtigte Instanz im gesamten ökonomischen Prozess.
Eine Transformation der Gesellschaft hin zu einem nachhaltigen, sozialen Mehrwert schaffenden, auf wirkliche Bedürfnisse und nicht eingebildete Wünsche eingehenden Produzieren und Wirtschaften muss mit einer veränderten Designpraxis einhergehen: »If it was possible to design our way into difficulty, it is possible to design our way out.« (John Thackara). Der designerische Mehrwert darf sich nicht nur auf Unternehmensseite auszahlen, er muss sozial und ökologisch begründet sein.
Deshalb habe ich dieses Buch geschrieben, in dem ich versuche, aus der Geschichte des Designs heraus Ansätze für ein transformatives Designverständnis und eine entsprechende Praxis zu entwickeln. Eine anregende Lektüre wünsche ich meinen hoffentlich zahlreichen Leser:innen!