Sticky Messages

Das ist der amerikanische Stock Car-Fahrer Glen Guthrie mit seinem Ford Cyclone. Man tendiert dazu – und fragt sich nicht groß – die Aufkleber auf Rennwagen als natürlich, als selbstverständlich hin- und wahrzunehmen. Sie erzählen jedoch eine Menge: Die Startnummer, die häufig etwas über die Position oder Qualifikation des Fahrers aussagt. Diverse Logos von Schmiermittel- und Treibstofffirmen, Reifenherstellern, Stoßdämpfer oder Elektriklieferanten, kleine oder große Sponsoren. Alles zusammen bildet eine Erzählung, die verrät, wo jemand herkommt, wo er gerade ist und hin will.

Was wäre, wenn man diese einzelnen Aufkleber wie einen zusammenhängenden Text begreifen würde, was man als Fan unbewusst auch tut? Diese Frage hat sich der französische Künstler Marcus Kreiss gestellt und mit dem französischen Schriftsteller Marcel Proust beantwortet, in dem er das »Marcel Proust Racing Team« gegründet hat: http://www.marcelproustracingteam.com/index.html

Den Satz „Longtemps, je me suis couché de bonne heure. Parfois, à peine ma bougie éteinte, mes yeux se fermaient si vite que je n’avais pas le temps de me dire: Je m’endors“ (Lange ging ich früh zu Bett. Kaum dass die Kerze erloschen war, schlossen sich meine Augen so schnell, das mir keine Zeit blieb mir zu sagen: ich schlafe.) hat der Künstler auf viele Sticker verteilt, die wie Sponsorensticker aussehen und dem Dodge Dart den Look eines Stock Car geben. So wird der Text zu einem raumgreifenden Objekt; der Wagen wiederum, gemacht um zu rollen und zu rennen, rennt nicht, sondern steht – er schläft. Er ist abgestellt worden und konnte sich nicht einmal mehr vergewissern, dass er steht, so schnell war der Zündschlüssel umgedreht.