Trotz Wirtschaftswunder nahm die Konzentration der Automobilindustrie in den 1950er Jahren in Deutschland zu. Die Vielfalt der Hersteller war bereits in den 1920er Jahren massiv geschrumpft, nach dem Ende des 2. Weltkriegs setzte sich dieser Prozess fort, auch wenn hin und wieder neue Marken auf den Markt drängten. So begann Ende der 1950er Jahre der Landmaschinenhersteller Glas nach dem italienischem Vorbild ISO Motorroller und Kleinstwagen zu produzieren. Das Glas Goggomobil wurde so erfolgreich, das die Hans Glas GmbH ihre Modellpalette erweiterte und ab 1962 eine hochmodernes Portfolio von Autos der unteren bis zur oberen Mittelklasse besaß. Designt hatte sie allesamt Pietro Frua, nach Giovanni Michelotti das bekannteste Ein-Mann-Studio Italiens. 1966 wollte Glas in die Oberklasse vorstoßen und präsentierte ein V8-Coupé, wieder von Frua gezeichnet, das man in Deutschland »Glaserati« nannte wegen seiner Ähnlichlichkeit zu von Frua designten Sportwagen der Dreizack-Marke. Doch so viel Extravaganz war für Glas zu viel. Ende 1966 übernahm BMW die Marke und das Werk.
Zweimal Glas, zweimal Frua: Der „große“ GT, eigentlich ein sehr zierliches Auto, und der Glas 1500. |
Vor seinem Engagement für Glas wurde Frua bereits für einen anderen deutschen Hersteller tätig: Borgward. Das Bremer Unternehmen hatte schon in den 1920er Jahren die Marken Hansa und Lloyd akquiriert, die nach dem Krieg als Produktlinien im Konzern weiter liefen. Um 1957/58 begann die Zusammenarbeit mit Pietro Frua, die das Kleinwagen-Cabrio Lloyd Alexander hervorbrachte. Doch man munkelt auch, das Frua am Borgward Isabella Coupé mitgearbeitet hat, vor allem aber am Prestigeobjekt P100, dem »großen Borgward«. Noch deutlicher spricht beim Goliath-Hansa 1300 von 1960 die Front mit der Blinker-Standleuchteneinheit eine deutliche Frua-Formensprache. 1961 musste Borgward Konkurs anmelden.
Design zwischen Detroit, Turin und Lüneburger Heide: Der Borgward P100, das Repräsentationsfahrzeug mit Luftfederung und Komfort á la Mercedes. |