Good old Neon Signs

Die 1950er Jahre waren die goldene Zeit der Neonbeschriftung. Was zuerst als Neonröhre in schwungvolle Formen gegossen wurde, wich ab 1960 neuen Typografien, die kantiger, kastiger wurden. In manchen Provinzstädtchen kann man noch schöne Exemplare finden, die dem Lauf der Zeit standgehalten haben, bzw. zunächst aus Interesselosigkeit, später aus Geldmangel nicht ausgetauscht wurden. Sie sind Relikte aus einer Zeit, als der allmähliche Wohlstand dazu führte, dass sich auch kleinere Geschäfte Gedanken um eine speziell für sie angefertigte Geschäftsausstattung machten und sich Leuchtschriften bauen ließen, die dem Logoentwurf entsprachen. Das heißt, man arbeitete nicht mit vorgefertigten Buchstabenwürfeln, auf denen in Helvetica der Geschäftsname zusammengebaut wurde, sondern sie gaben Geld für ihre eigene Leuchtschrift aus und waren stolz darauf. Der Westen leuchtet schließlich. In Bad Wildbad habe ich einige Exemplare gefunden.

Hier haben wir ein sehr modernistisches Exemplar, konsequente Kleinschreibung bei gleichzeitiger extrem niedriger Mittellänge bzw. extremen Oberlängen in Kombination mit der breiten Ausrichtung der Buchstaben. Geradezu extravagant sind die kursiven ü-Striche.

Noch ein Beispiel für individuelle Extravaganz: Geometrisch-kursive Ausrichtung mit einer Initiale, die drei Lettern überragt. Das finale »R« mutet allerdings etwas grichisch an und könnte der „Taverne Heraklion“ entstammen.

Hier ein typischer Fall für die Mischung von vorgefertigten Neon-Buchstaben in einer Groteskschrift, nur die vier Lettern des Familiennamens hat man in einem eigenen Typeface fertigen lassen, das einen Schreibschriftcharakter mit der Moderne verbinden soll.